Geschichte

Beim OLT sammeln sich nicht einfach Noten an, man gewinnt ein Archiv des Lebens. 

Das Mitspielen im Orchester-Laufental Thierstein ist kein statisches Sich-Hinsetzen und den Anweisungen des Dirigenten folgen. Man geht nicht einfach in die Dienstags-Probe und sammelt sich zu Hause einen Haufen Noten an. Was man wirklich sammelt, sind Emotionen, entstanden durch Eindrücke unterschiedlicher Sinne, die wir zum Glück erleben dürfen.  

Ich (Tina) kann mich an das Gefühl und an die Gänsehaut erinnern, als wir zum ersten Mal mit der gesamten Orchester-Besetzung die Anfangstöne der Egmont Ouvertüre von Beethoven spielten. Das Gefühl war nicht festzuhalten und wiederzugeben für andere Personen, man kann einen solchen Moment nur im ganz persönlichen Archiv des Lebens abspeichern.  

Wir alle haben unsere ganz eigenen Erinnerungen an die musikalischen Stunden, ein paar davon haben wir gesammelt:              

Das Gefühl, das ich verspüre, wenn der erste Ton im Konzertsaal erklingt, kann man vergleichen mit einem Jauchzen im Herzen, die Noten des Komponisten zum Leben zu erwecken; und als Orchester so die Musik zum Strahlen zu bringen.” - Barbara M., Violine 2              

"Ich hatte die grosse Chance, 2x mit einem Profi an meiner Seite zu spielen. Dabei übernahm Moritz, ohne zu zögern die 2.Stimme und unterstützte mich, wo er nur konnte. Zwei lustige Anekdoten verbinden mich mit Wolfgang. Wir müssen ja immer wieder von der B- zur A-Klarinette wechseln und haben im Konzert jeder einmal knapp eine kleinere misstönige Katastrophe verhindern können.” - Bernhard, Klarinette              

“Mich fasziniert es, berühmte Werke der europäischen klassischen Musik von innen her kennenzulernen, die andern Stimmen des Orchesters immer besser wahrzunehmen, mich den Mit-Geigerinnen anzupassen. Und die technischen Herausforderungen spornen mich an, Bewegungsabläufe zu verfeinern - eine spannende Arbeit!” - Verena, Violine 1              

“Einen Moment des letzten Konzertes, den ich nie vergessen werde, ist die andächtige Stille vor dem tosenden Applaus nach dem Schlussakkord der 8. Dvorak-Symphonie in der Katharinen-Kirche. - Esther, Cello

"Der Dienstagabend ist jeweils mein Wellness-Abend: In der vierten Reihe mit meiner Bässin "Mirandolina" dem Orchester Laufental-Thierstein einen musikalischen Boden auslegen, teilhaben an einem grossen Ganzen, sorgfältig an der Hand genommen von Joachim. Beitragen zu etwas wunderbar Klingendem - und für einmal nicht die Person sein müssen, die es anreisst und zu Ende bringt. Genuss pur!" - Barbara S., Kontrabass

Das Schönste am Zusammenspiel im Orchester ist für mich (Julia), die Freude am Musizieren mit anderen teilen zu können. Die bisher grösste Herausforderung war für mich definitiv die 8. Symphonie von Dvořák. Beim Konzert waren jedoch alle Mühen vergessen: die Töne jedes einzelnen Mitgliedes verbanden sich zu einer Einheit und es entstand eine unglaubliche Fülle an Klang. Man konnte nicht anders, als sich einfach von der Musik mitreissen zu lassen und alles andere zu vergessen. Genau wegen diesen Momenten schätze ich das Mitwirken im Orchester besonders.  

Für viele mögen Noten nur Punkte mit Strichen sein, die vorgeben, wie die Melodien erklingen sollen. Die Kunst ist jedoch, jeder einzelnen Note Beachtung zu schenken und mit Emotionen zu füllen. Denn die Emotionen sind es, welche die Musik schliesslich zum Leben erwecken lassen. Genau dieses Ziel verfolgen wir als Orchester. Wir erarbeiten gemeinsam ein Projekt mit dem Ziel, das Publikum auf diese musikalische Reise mitzunehmen und so das Projekt mit einem erfolgreichen Konzert und zufriedenem Publikum abschliessen zu können. Nach dem Konzert werden die Noten nicht nur ins physische Notenarchiv abgelegt, sondern man nimmt sie mit ins persönliche Archiv der damit assoziierten Erinnerungen – und gewinnt so Stück für Stück ein Archiv des Lebens.  

Julia & Tina (2023)

Prospekt 30 Jahre Orchester Laufental-Thierstein 

Prospekt 20 Jahre Orchester Laufental-Thierstein 

Geschichte Orchester Laufental-Thierstein 

Das Orchester Laufental- Thierstein (OLT) wurde 1973 gegründet. Es setzt sich aus engagierten Amateur-MusikerInnen zusammen, welche aktiv die klassische Orchestermusik in der Region Laufental-Thierstein pflegen. Als regionale Institution vereint das OLT Mitglieder aller Altersgruppen aus dem Laufental und Thierstein sowie aus der Nordwestschweiz. Es steht auch Jugendlichen, die an der regionalen Musikschule ausgebildet werden, offen. Das Orchester Laufental-Thierstein ist seit seiner Gründung das einzige dieser Art in der Region.  

Ursprünglich ein reines Streichorchester, hat es sich in den letzten fünfzehn Jahren zu einem Sinfonieorchester entwickelt, womit auch das Repertoire vielfältiger geworden ist. Für diese Entwicklung zeichnete Anneka Lohn, Dirigentin des Orchesters von 2008 bis 2015, verantwortlich. Im Zuge dieser Entwicklung besetzte das OLT auch die Konzertmeisterstelle professionell. Seit 2012 ist die Geigerin Ioana Gereb Konzertmeisterin des Orchesters. Im Januar 2016 übernahm der Dirigent Raphael Ilg die Leitung des Orchesters und im Dezember 2021 folgte der Dirigent Joachim Pfläging, der aktuell die musikalische Leitung inne hat.

Das Orchester studiert jährlich zwei Konzertprogramme ein, die es jeweils doppelt aufführt. Es tritt vor allem in Laufen auf, aber auch in anderen Gemeinden in Baselland und Solothurn etwa in Zwingen, Dornach, Birsfelden, Binningen und Münchenstein. Einzelne Projekte führten das Orchester auch ausserhalb der Region, nach Porrentruy (JU) und St. Louis (F).  

Musikalisch stehen klassische Werke auf dem Programm, u.a. von Mozart, Brahms, Dvořák, Mendelssohn Bartholdy, Beethoven, Schumann, Schubert, Offenbach, Haydn, aber auch modernere Werke, etwa von Astor Piazzolla oder aus bekannten Filmen. Neben reinen Orchesterwerken führt das Orchester auch Solokonzerte auf, bei denen es professionelle MusikerInnen (oder solche in Ausbildung) begleitet. Solistisch traten unter anderem auf: Matthias Müller, Professor für Klarinette an der Zürcher Hochschule der Künste und ehemaliger OLT-Dirigent, das „Absolut Trio“ mit Bettina Boller, Judith Gerster und Stefka Perifanova sowie zuletzt der Klarinettist Moritz Roelke. Das Orchester durfte auch die im 2012 noch junge Cellistin Chiara Enderle begleiten und im 2021 standen drei junge Solisten der Talentförderung Baselland im Zentrum sowie ein Talent der Musikschule Laufental-Thierstein. Das Orchester bietet so auch eine Plattform für potentielle BerufsmusikerInnen.  

Das Orchester drückt sein musikalisches Engagement in der Region auch durch diverse gemeinschaftliche Projekte mit anderen Orchestern und Chören aus. Das grösste Projekt dieser Art fand mit der Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart statt. Das Orchester führte die Oper szenisch-konzertant und ungekürzt zusammen mit dem Kammerchor Laufental-Thierstein und der Neuen Mendelssohn-Kantorei Dornach im Juni 2014 auf. Die Solistenrollen waren mit professionellen Sängern und Sängerinnen besetzt. Ein weiterer Höhepunkt war im 2018 der Nussknacker von Peter Tschaikowsky, aufgeführt als szenisches Konzert mit dem Titel Nussknacker und Mäusekönig nach E.T.A. Hoffmann. Dabei wirkte die Ballettgruppe von Jane Botkin mit, Regie führte Barbara Schneebeli.  

Im Mai 2015 trat das OLT zusammen mit rund 50 Musikschülerinnen und -schülern an der Eröffnung des Jubiläumsfests der Musikschule Laufental-Thierstein auf. Es wirkte auch am Tag der Musik mit, der im 2021 stattfand (725 Jahre Stadt Laufen).

Zu seinem 40-jährigen Jubiläum 2013 bot das Orchester auch etwas für Familien: Es führte vor vollen Rängen Prokofievs Peter und der Wolf auf, mit Lina Hoppe als Sprecherin. Zu seinem 50. führt es ein Freiluft-Konzert auf dem Helye-Platz in Laufen in Zusammenarbeit mit dem Museum Laufental-Thierstein auf. Im November folgt im Zeichen des Jubiläums ein Krimi-Abend, den es zusammen mit den beiden Musikvereinen von Laufen bestreitet. Für die Kriminalgeschichte zeichnet die professionelle Theatergruppe Freistil verantwortlich mit aktiver Beteiligung des Publikums. 

Das Orchester finanziert sich durch Mitgliederbeiträge, einen treuen Passivmitgliederkreis und seine Sponsoren.

GESCHICHTLICHER RUECKBLICK ZUR GRUENDUNG DES ORCHESTERVEREINS LAUFENTAL • THIERSTEIN

Schon im vergangenen Jahrhundert hat es verschiedene Ansätze zur Bildung von Orchestern gegeben.

Das erste Orchester war eine Verstärkung des Kirchenchores und hatte die Aufgabe,diesenbei feierlichen Ämtern zu begleiten. Mehrere Male hat es Ansätze zur Orchesterbildung gegeben, meistens war eine starke Persönlichkeit die treibende Kraft. Wegzug oder Tod dieser führenden Mitglieder liessen die Wirksamkeit dieser Orchester wieder eingehen und seit 1910 gab es in Laufen kein Orchester mehr.

Zu Anfang unseres Jahrhunderts wurden in derartigen Laienorchestern häufig Arrangements von Werken gespielt, die im Original ein volles Symphonieorchester erfordert hätten. Ein Klavier ersetzte die fehlenden Stimmen und füllte den Klang, so wie wir es heute von den„Nostalgieorchestern" kennen. Diese haben die Nachfolge der Salonorchester, die man früher in grossen Restaurants antreffen konnte, angetreten und auch der Kapellen, die in den Kinos die Stummfilme begleiteten. Einer der Musiker musste dann mit einem Auge die Handlung des Films verfolgen, um rechtzeitig aus einem leichten Walzer in eine traurige Melodie zu wechseln, wenn die Handlung es erforderte.

Etwa in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts erfolgte ein erneuter Anlauf, ältere Musik so aufzuführen, wie sie komponiert wurde. Gleichzeitig kam auch der Jazz auf, und das Interesse der Laienmusiker verteilte sich auch auf dieses Gebiet. Diese Entwicklung und technische Neuerungen wie Radio und Tonfilm bildeten eine starke Konkurrenz und manches Orchester ging wieder ein, bis andere Musikliebhaber eine Neugründung wagten. So kam es auch zur Gründung des Orchestervereins Laufental - Thierstein vor 20 Jahren. Schon der Name zeigt etwas Neues: Die Transportmöglichkeiten sind in unserer Zeit anders, so sind es nicht mehr nur Laufener, sondern auch Thiersteiner. Denn Breitenbach hatte noch bis in die fünfziger Jahre ein kleines Orchester, das dann aber einging. Auf beiden Seiten des Einzugsgebietes suchte man deshalb nach Musikern, die sich für die Gründung eines neuen Orchesters interessierten.

Der eigentliche Initiator selbst war nicht ausübender Musiker. Emil Richterich, dessen Name mit allem, was Kunst heisst, so eng verbunden ist, suchte die musikalischen Kräfte zu sammeln. An die Hand ging ihm dabei auch Paul Schumacher. Nach ein paar Vorbesprechungen während des Jahres 1973, wo es dann auch um die Wahl eines Dirigenten ging, nahm Emil Richterich Kontakt auf mit Paul Gschwind in Dornach, der versprach, wenigstens auf Zeit die Dirigentenstelle zu versehen. So war es dann soweit, die eigentliche Gründung des Orchesters vorzunehmen. Dies geschah am 21. August 1973 und Alfons Eschle wurde der erste Präsident des Vereins. 1974 fand das erste Konzert statt.

Seitdem ist das Orchester meist einmal jährlich mit einem Konzert vor das Publikum getreten oder hat Chören bei Aufführungen mitgeholfen. Es hat also in den zwanzig Jahren seiner Existenz Laienmusikern zur Ausübung ihrer instrumentalen Fähigkeiten geholfen. Es ist zuhoffen, dass man auch in zwanzig Jahren wieder eine ähnliche Bilanz ziehen kann und beweist, dass das Orchester im Kulturleben unserer Region Laufental-Thierstein ein wichtiger Faktor ist. 

Hans Mosimann (1993)